Das Aupair-Mädchen Dani tritt eine Stelle in dem alten, englischen Herrenhaus Bly Manor an, um zwei Waisenkinder zu betreuen. Dort trifft sie nicht nur auf die liebenswerten Angestellten des Hauses und die kesse Gärtnerin Jamie, die Dani schnell den Kopf verdreht, sondern auch auf spukhafte Erscheinungen, gruselige Puppen und – Geister… „Spuk in Bly Manor“ – was ist auf Bly nur geschehen?

Gruselige alte Häuser sind ein klassisches Element im Grusel-Genre und tatsächlich basiert “Spuk in Bly Manor” auf der Novelle “Die Drehung der Schraube” (1898) von Henry James. Die Netflix-Serie erweitert die Geistergeschichte jedoch um einige Elemente, Charaktere und deren psychologischen Tiefen. Die Macher der Serie wurden bereits für die Vorgänger-Serie “Spuk in Hill House” von der Presse gefeiert – “Spuk in Bly Manor” ist nun die zweite Serie der Grusel-Reise “The Haunting”. Interessanterweise wird in dieser nicht zusammenhängenden Reihe von Mini-Serien auf einige wiederkehrende Darsteller gesetzt, zum Beispiel auf Victoria Pedretti, die in “Spuk in Bly Manor” die Protagonistin Dani spielt.

Von Geistern der Vergangenheit und dem Schrecken von Liebe & Verlust

Ich muss zugeben, ich war zunächst skeptisch, ob ich mir die Serie zutraue – weil ich gruslige Bilder schnell mit in meine nächtlichen Träume nehme. Und tatsächlich gab es die ein oder andere Szene, die einfach nichts für schwache Nerven ist – insgesamt jedoch steht der Horror nicht im Zentrum der Serie. Ja, es gibt das Spiel mit der Angst vor dem Unbekannten und vor dunklen Fluren bei Nacht. Es gibt Kameraperspektiven, die uns Bewegungen in mancher Ecke sehen lässt, die die Charaktere aber nicht wahrnehmen. Es gibt ein Grauen, das von Anfang an durch die Gänge des Hauses schleicht und das sich mehr und mehr manifestiert. Aber vor allem gibt es Menschen und ihre Geschichten von Liebe, Verlust und ihrer Art, damit umzugehen.

Lesbische Liebe im Spukhaus

Protagonistin Dani startet als gutmütige, unsichere junge Frau, doch wir ahnen schnell, dass sie mehr erlebt haben muss, als ihr Auftreten zunächst annehmen lässt. Sie trägt ein Päckchen mit sich, dass es ihr zunächst erschwert, der coolen Gärtnerin Jamie näherzukommen, obwohl sie von Anfang an eine gewisse Verbindung zu ihr spürt. Die Lovestory der beiden Frauen entwickelt sich vorsichtig und ist süß anzuschauen, erhält aber mit dem Fortschreiten der Serie eine immer größere Bedeutung. 

Generell bestimmen die Beziehungen der unterschiedlichen Charaktere untereinander die Geschehnisse in Bly Manor. Ob die zarten Funken zwischen Haushälterin Hannah und Koch Owen, das Verhältnis der früheren Erzieherin und tragisch verstorbenen Rebecca zum verschwundenen Angestellten Peter oder auch die der beiden Geschwister Miles und Flora, die unter dem Verlust ihrer Eltern leiden. Alle tragen ihr eigenes Schicksal und sind doch miteinander verbunden. Die Auswirkungen von menschlichen Beziehungen ist letztendlich auch das, was in Bly Manor weit, weit zurückreicht und doch das Geschehen im Jetzt beeinflusst.

“Spuk in Bly Manor” ist eine Geschichte über Liebe, Erinnerung, Vergänglichkeit und die Frage nach dem, was bleibt. Eine Geistergeschichte und eine Liebesgeschichte zugleich. Spannend erzählt, voller Foreshadowing und klärender Rückblicke, so dass sich in jeder Folge mehr und mehr das Rätsel um Bly Manor entspinnt und wir verstehen, wie alles zusammenhängt. Mich hat die Serie äußerst positiv überrascht und emotional so mitgenommen, dass ich tatsächlich Tränen vergossen habe (was mir bei Serien bislang sehr selten passiert ist). Neben dem Nervenkitzel bietet “Spuk in Bly Manor” eine toll erzählte Geschichte, die nachwirkt…

 

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