Der Ausgang der US-Wahlen zeigt: Mit Hetze gegen Minderheiten und einem gewaltigen Ego kann man heute einfach Präsident werden. Zeit, speziell für uns LGBT-Community, Frauen und jeden Menschen, mit einem Interesse an einer liberalen und lebenswerten Welt, mehr zusammenzustehen denn je.

Die USA haben tatsächlich Donald Trump zu ihrem 45. Präsidenten gewählt – einen Mann, der Hass sät und vor Sexismus nur so sprüht. Ich habe vor dieser Wahl keinen Gedanken an die Möglichkeit verschwendet, dass es wirklich soweit kommen könnte. In meinem Kopf sah die Sache klar aus – ein wirklich ekelhafter Macho ohne Ahnung von Politik tritt gegen eine erfahrene Demokratin an, da muss das Ergebnis doch auf der Hand liegen. Aber nein, ich habe mich getäuscht. Ich kenne mich viel zu wenig in der amerikanischen Politik aus, um die Gesinnungen der Wähler dort angemessen nachvollziehen zu können – aber dass sie sich mit dieser Wahl NICHT für die Rechte von Minderheiten, NICHT für die Gleichstellung von Frauen und NICHT für Toleranz und Miteinander ausgesprochen haben, das kann ich auch so erkennen. Und das ist schlicht beängstigend.

Ein gewaltiger Rechtsruck geht durch die Welt nicht nur auf der anderen Seite des Atlantiks, sondern auch hier bei uns. In Frankreich und den Niederlanden erstarken rechte Parteien, hier in Deutschland blüht die AfD auf und die Briten haben sich mit ihrem Brexit klar von einem vereinten Europa distanziert. Wo man auch hinschaut lodert Ärger. Die Wahl von Donald Trump ist der traurige Höhepunkt einer besorgniserregenden Entwicklung. Mir wurde regelrecht übel, als ich das Ergebnis las. Bisher waren die USA für mich zwar ein etwas verrücktes Land, aber dennoch ein Land der Visionen und einer Kultur, die schon viel Gutes hervorgebracht hat. Oft waren die Amerikaner Vorreiter westlicher, liberaler Werte. Und jetzt? Jetzt machen die da so einen fetten, krassen Rückschritt. Ich bin schockiert und enttäuscht. Und ich frage mich: Wenn das dort passiert, kann uns das dann hier auch passieren?

Muss ich mir Sorgen machen, dass die Freiheiten, die ich bislang als homosexuelle Frau in Deutschland genieße, demnächst zu Grunde gehen werden?

Ja, ich glaube, das muss ich. Das muss ich nicht panisch und schwarzmalerisch aber die Möglichkeit, dass es nach Jahren einer immer toleranter werdenden Welt jetzt wieder in die gegenteilige Richtung geht, ist einfach gegeben. Und das sollten wir uns alle mal durch den Kopf gehen lassen.

Wenn wir nicht immer mehr in eine kalte, von Ausgrenzung und der Ellenbogentaktik geprägte Welt rutschen wollen, dann müssen wir uns wohl stärker denn je für unsere Werte einsetzen. Wie das gehen kann? Vermutlich nur durch beispielhaftes Vorangehen. Sich äußern, sich einsetzen und miteinander reden, statt draufzuschlagen. Für Gleichberechtigung und Vielfalt statt Egozentrik und Ausgrenzung. Für Zuhören statt Volllabern, für mehr Sein als Schein. Für Liebe statt Hass.

Lasst uns zusammenhalten.