Eine lesbische Romanze in einer fantastischen magischen Welt, in der Menschen aus allen Zeiten der Weltgeschichte zusammenfinden, gepaart mit düsteren Thriller-Elementen – willkommen in „BRÏN“, dem Roman von Sameena Jehanzeb!

Der Klappentext:

Juno kämpft sich nach vielen Enttäuschungen durchs Leben. Bis zu dem Tag, als sie in eine Pfütze stolpert – und sich auf dem fremden Planeten Brïn wiederfindet …

Im mittelalterlichen Frankreich gesteht die heranwachsende Jeanne ihrer Freundin Marie ihre Liebe. Sie ahnt nicht, welche Folgen das für sie hat …

Die Führerin und magische Stimme des Planeten Brïn ist tot – der Planetenschild geschwächt, die Portale zu anderen Welten brechen zusammen …

So weit diese Ereignisse auseinander zu liegen scheinen, sind sie doch auf phantastisch-skurrile Weise miteinander verwoben. Brïn ist ein Planet voller Mystik und Magie. Wächter beschützen ihn vor Angriffen bizarrer Kreaturen und ein bestialischer Mörder treibt sein Unwesen.

Wie ein roter Faden ziehen sich dabei die Schicksale zweier Frauen, die über Raum und Zeit miteinander verbunden sind, durch den Strudel der Ereignisse.

Mein Leseerlebnis:

Der Butze Verlag hat mir ein Rezensionsexemplar von „BRÏN“ zur Verfügung gestellt. Ich sag’s ganz ehrlich: Bevor ich das Buch anfing, befürchtete ich, dass es kompliziert werden würde. Verschiedene Welten, Zeiten, Magie, Serienkiller und lesbische Liebe – wie sollte das zusammenpassen? Sameena Jehanzebs phantasievoller Debütroman hat es geschafft, mir diese Befürchtung zu nehmen. Schnell wurde ich in den Bann von „BRÏN“ gezogen, einer magischen Welt mit liebenswerten Bewohnern. Trotz der verschiedenen Handlungsstränge und einer Fantasy-Welt mit eigenen Gesetzen hatte ich zu keiner Zeit das Gefühl, dass es kompliziert sei – alles fügte sich ganz natürlich ineinander. Da man die Geschichte immer mal wieder aus der Perspektive eines anderen Charakters verfolgt, konnte ich mich gut in ihre jeweiligen Situationen hineinfühlen. Irritiert haben mich lediglich die grausamen Szenen des Serienkillers – sie bildeten gruselige Ausreißer innerhalb der eher beschwingten Atmosphäre des Buchs.

Was mir außerordentlich gut gefallen hat (und was natürlich etwas ist, auf dem mein Hauptaugenmerk lag) war die Liebesgeschichte! Zwar deutet sich früh an, an wen Juno ihr Herz verlieren würde, doch diese Beziehung wird dann ganz langsam und romantisch aufgebaut. Ich finde, bei Liebesgeschichten muss sich der Leser immer ein bisschen „mitverlieben“ – und genau das hat bei mir hier geklappt. 

Fazit:

BRÏN“ ist ein ungewöhnliches, oder vielleicht besser gesagt, außergewöhnliches Buch, mit einigen Elementen, auf deren Verknüpfung man erst einmal kommen muss! Mir hat es Spaß gemacht, in diese magische Welt einzutauchen, bei der Lovestory mitzufiebern und von dem ein oder anderen Wendepunkt überrascht zu werden.

 

 

Interview: Autorin Sameena Jehanzeb über „Brïn“

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Was war zuerst: die Idee, eine lesbische Liebesgeschichte zu schreiben oder die Idee, eine Fantasywelt zu entwickeln?

Sameena: Fantasy ist gewissermaßen meine Default-Einstellung. Daher war von Anfang an klar, dass BRÏN ein Fantasybuch werden würde. Die lesbische Beziehung kam dagegen ungeplant. Ursprünglich war für Juno angedacht, dass sie den Dieb Dazeem kennenlernt und sich in den verliebt. Je mehr ich versuchte diese Beziehung ans Laufen zu kriegen, desto frustrierter wurde ich, weil es einfach nicht passen wollte, sich alles falsch anfühlte und die gesamte Handlung ins Stocken geriet, weil diese nicht funktionale Beziehung mich vollständig blockierte. Also habe ich Dazeem kurzerhand gestrichen und mir gedacht, Juno ist tough, die kommt auch alleine auf der neuen Welt zurecht. Von da an lief es fast wie von selbst. Die Handlung kam voran, ich gab Juno Freunde, Feinde und Helfer und dann … ja, dann kam Kamika und hat mich völlig aus der Bahn geworfen. Als sich ihr Charakter vor meinem geistigen Auge entwickelte wusste ich, dass Juno nie für Dazeem den Dieb geschaffen war, sondern für Kamika die Weltenwächterin. Die schönste Offenbarung aller Zeiten!

BRÏN“ beinhaltet viele Handlungsstränge und Elemente, die auf den ersten Blick nicht unbedingt leicht zu verknüpfen sind: eine magische Fantasy-Welt, eine lesbische Lovestory, historische Persönlichkeiten wie Jeanne D‘Arc und einen irren Serienkiller. Wie bist du auf die Idee gekommen, das alles zu einer Story zu verweben?

Sameena: Ha, schöne aber auch sehr schwierige Frage. Ich kann das wie und warum nämlich nicht so recht erklären. BRÏN sollte ursprünglich nur eine Kurzgeschichte werden, aber irgendwie hat sie sich verselbständigt und ist in alle Richtungen gewachsen. Ich stelle mir während des Schreibens immer selbst die Frage: Warum macht die Person dieses und jenes? Warum reagiert sie so und nicht anders? Und indem ich versucht habe, meine Figuren zu verstehen und ihr Handeln glaubhaft zu erklären, musste ich Dinge finden, die das alles belegen. So kam z. B. die Verbindung zu Jeanne D’Arc als Erklärung für Kamikas feindselige Haltung gegenüber Terra. Für Jeanne D’Arc habe ich mir sowieso immer ein anderes Schicksal gewünscht, da bot sie sich einfach an. Ich hätte für all das natürlich auch rein fiktive Figuren nehmen können, aber durch Junos irdische Herkunft wollte ich auf jeden Fall Bezüge zur Erde haben, weil mich diese verborgene Verbindung zwischen den Welten fasziniert hat und auch, wie sie sich vielleicht gegenseitig beeinflussen. Darum wurde der Serienkiller eben auch nicht nur irgendein beliebiger Serienkiller, sondern einer, der seine Wurzeln auf Terra/ der Erde hat.

Hast du ein Lieblingsbuch mit LGBT-Thematik?

Sameena: Ich lese ziemlich viel in dem Bereich, aber so ein richtiges Lieblingsbuch habe ich leider noch nicht gefunden. Das hängt damit zusammen, dass es bei LGBT Büchern oft um das Problem geht, Teil der LGBT Community zu sein, Furcht vor dem Coming-Out, Mobbing nach dem Coming-Out, etc. Alles wichtige Themen, aber auch alles Dinge, die ich im Alltag sehe und nicht auch noch in den Geschichten brauche, die ich lese. Was ich lesen will sind tolle Geschichten in denen die Figuren einfach mal LGBT sind, ohne dafür von der Gesellschaft unter Druck gesetzt zu werden, die sich darauf konzentrieren können, Welten zu erforschen, Killer zu jagen und Dämonen zu besiegen.

Aber bevor ich endgültig abschweife, es gibt durchaus Bücher, die mir gefallen haben und die für mich in die richtige Richtung gehen. Sie haben nur leider meist einen ausschweifend beschriebenen Erotikteil, der manchmal ins Absurde abdriftet. Eine der ersten guten Entdeckungen war aber sicher Terri Hills Reihe Johnson & Riley. Da geht es um zwei FBI Agentinnen, die Fälle im Akte X Stil untersuchen und dabei eine knisternde Dynamik haben. Von Ellen Klages gibt es die Novelle Passing Strange, die atmosphärisch und sprachlich klasse ist und dann wäre da noch Tread Lightly von Catherine Lane, bei dem ich teilweise Tränen gelacht habe.

Das sind jetzt alles Titel mit Fantasy-Elementen gewesen. Ganz ohne Fantasy-Bezug und eine waschechte, unheimlich sanfte und süße Romanze ist The Blind Side of Love von Ingrid Díaz. Das Buch ist aber noch nicht offiziell veröffentlicht.

Planst du weitere Bücher – vielleicht sogar weitere Geschichten aus BRÏN?

Sameena: Auf jeden Fall! Ich habe noch etliche Ideen an denen ich gerade tüftle. Manches ist schon ausgereifter, anderes noch ganz am Anfang. Im Augenblick schreibe ich regelmäßig an einem Sequel zu BRÏN. Das wird eine Geschichte die im selben Universum angesiedelt ist, aber auf Naruht spielt – Shi Kassias Heimatwelt. Neben Kassia werden auch andere bekannte Figuren und Bezüge zu BRÏN auftauchen, es wird aber eine eigenständige Geschichte und keine echte Fortsetzung. Eventuell wird es für die Adventsbuchreihe des Butze Verlags vorher auch noch eine kleine Kurzgeschichte mit Juno und Kamika geben, aber da ist der Knoten bei mir noch nicht ganz geplatzt. Das Ende weigert sich beharrlich sich mir zu offenbaren.

Bereits fertig ist dagegen Winterhof. Eine düster-schaurige Märchenadaption der Schneekönigin, die im Oktober bei Zeilengold erscheint.