“Weil ich so bin! Coming-out-Geschichten von LGBTI verschiedener Generationen”, erschienen im Geest-Verlag, ist eine Sammlung von 47 unterschiedlichsten Coming-out Stories unterschiedlichster Personen und zeigt einmal mehr: Es gibt nicht DAS eine Coming-out sondern nur ganz individuelle – und gerade deshalb lohnt es sich, diese Geschichten miteinander zu teilen.

Der 4. Stefan Hölscher & Geest Verlag Literaturwettbewerb stand unter dem Motto “Weil ich so bin! Coming-out-Geschichten von LGBTI verschiedener Generationen” – und so findet sich in dem daraus entstandenen Buch genau das: Individuelle Geschichten von Menschen verschiedenen Geschlechts, sexueller Identität und Alters. Immer geht es um die inneren wie äußeren Hürden auf ihrem Weg hin zu und während des Coming-outs. Es geht um Ängste, Hoffnungen und manch traurige, lustige oder gar skurrile Erfahrung dabei, zu seiner Sexualität und sich selbst zu stehen. Dabei sind die Texte stilistisch wie inhaltlich vollkommen unterschiedlich und bieten somit eine ganz bunte Leseerfahrung. Jeder, der sich mit dem Thema Coming-out beschäftigt, kann sich mit Sicherheit in einer dieser Geschichten wiederfinden – und aus den anderen vielleicht neue Perspektiven gewinnen.

Mir persönlich blieb die Geschichte “Schnee unter der Lampe” von Verena Fries besonders hängen – hier geht es um das Coming-out einer jungen Frau vor ihrer Oma. Ich glaube, ich konnte mich selbst gut in dieser Situation wiedererkennen und fühlte mich gleich zurückversetzt. In der Podcast-Episode zu diesem Buch lese ich die Geschichte vor. Es hat mich zudem gefreut, auch die Geschichte “Mich kann heute niemand verletzen” von meiner Autoren-Kollegin Corinna Behrens (“Indianer im Kopf”) in dieser Anthologie zu finden. Ebenfalls besonders herausstellen möchte ich “Ich bin kein Alien” von Julia Dankers – diese knackig geschriebene Geschichte verknüpft die Schwierigkeit des Coming-outs mit einer heiteren Leichtigkeit.

Da das Coming-in und Coming-out noch immer eine Herausforderung darstellt und es für die erfolgreiche Bewältigung dieser einfach kein Patentrezept gibt, ist das Teilen solcher Coming-out Geschichten und Erfahrungen, bunt wie das Leben, nach wie vor sehr wichtig. Durch den Austausch unserer Stories schaffen wir sowohl mehr Sichtbarkeit für die LGBTI-Community als auch Hilfestellung für all die weiteren, individuellen Coming-out Erfahrungen, die so manch ein Mensch noch vor sich hat. Deshalb möchte ich diese Anthologie jedem ans Herz legen und gar dazu ermutigen, sich ein Beispiel an ihr zu nehmen und seine Coming-out Geschichte ebenfalls zu teilen. Mir fliegt da gerade eine Zeile aus einem Lied von Herbert Grönemeyer durch den Kopf, was merkwürdig ist, aber was ich an dieser Stelle durchaus als passenden Schlusssatz empfinde: “Es sind Geschichten, sie einen diese Welt.”

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