Es ist ein historischer Tag. Am 30.06.2017 hat der Bundestag ENDLICH beschlossen, die Ehe auch homosexuellen Paaren zu ermöglichen. Die Ehe für alle ändert auf dem Papier gar nicht so viel – aber ist von wahnsinnig großer Bedeutung. Es gibt keine Liebe zweiter Klasse mehr! Homosexuelle Liebe und Partnerschaften werden endlich vollkommen als Teil dieser Gesellschaft anerkannt.

Die Schweden haben sie, die Norweger auch, die Dänen, die Briten, die Iren, die Spanier, die Franzosen, die Belgier und auch die Niederländer: Die Ehe für alle, Heterosexuelle wie Homosexuelle, ist in Europa längst keine Seltenheit mehr. In Deutschland allerdings wurde sie lange abgeblockt. 2001 wurde deutschen homosexuellen Liebespaaren ermöglicht, eine eingetragene Lebenspartnerschaft einzugehen. Allerdings gab es damals noch erhebliche Unterschiede zur heterosexuellen Ehe in Bereichen wie Steuerrecht. Dies wurde vom Bundesverfassungsgericht 2013 angeglichen. Was nach wie vor schwierig blieb, war die gemeinsame Adoption von Kindern – dies ging bislang nicht miteinander sondern nur nacheinander.

Die Ehe für alle ändert nicht viel – und doch alles!

Mit der Öffnung der Ehe für alle ändert sich rechtlich gar nicht mehr so viel. Die Adoption wird nun gemeinsam möglich und die gesetzlichen Partnerschaften Homosexueller fallen durch den Begriff “Ehe” nun auch unter den Artikel 6 des Grundgesetzes, das besagt “Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung.” Was dies bedeutet ist vor allem eines: Homosexuelle Partnerschaften sind nicht länger Partnerschaften zweiter Klasse. Lange wehrten sich konservative Lager gegen den Begriff “Ehe” für homosexuelle Beziehungen. Die Ehe würde explizit die Verbindung von Mann und Frau bezeichnen, die sich in einer Partnerschaft einfinden, um Kinder zu bekommen und eine Familie zu sein. Mann und Frau zusammen wären einfach etwas anderes als Mann und Mann oder Frau und Frau – deswegen müsste man sie auch anders behandeln. Dass auch Homosexuelle Kinder bekommen und aufziehen, also genauso wertvolle Familien begründen, wurde hier einfach stets ignoriert und engstirnig wegargumentiert. Diese Trennung von heterosexuellen und homosexuellen Partnerschaften war stets eine Trennung ihrer Wertigkeit – also schlicht und ergreifend diskriminierend.

Tatsächlich bedeutet die Öffnung der Ehe auch nicht, dass Homosexuelle sich jetzt kirchlich trauen lassen dürfen (außer in manch offenen Gemeinden) – denn Kirche und Staat sind zwei unterschiedliche Paar Schuh. Aber genau deswegen ist es umso wichtiger, dass der Staat sich nun seiner Aufgabe besonnen hat und seinen Bürger allen gleichermaßen ermöglicht, ihre Liebe komplett offiziell anerkannt zu leben – im Bund der Ehe.

Letztlich geht es einfach nur darum, dass Liebe immer Liebe ist. Egal ob zwischen Mann und Frau, Frau und Frau oder Mann und Mann – wir leben dieselben Werte der Zuwendung, des Vertrauens, des füreinander Einstehens. Wir sind Menschen. Wir lieben!

Mich persönlich bewegt dieser Tag und die Entscheidung, die er gebracht hat, zutiefst als der Tag, an dem die Liebe, die ich lebe, ENDLICH als vollwertiger Teil der Gesellschaft anerkannt wird. Der Tag, an dem ich als lesbische Frau als gleichwertiger Teil der Gesellschaft anerkannt werde. Es ist die größte Errungenschaft für die LGBT-Community in Deutschland, die es je gab. Man könnte sagen, diese Entscheidung war überfällig. Aber wie wir sehen, gab und gibt es noch immer Teile der Gesellschaft, die sich wahnsinnig schwer damit tun und getan haben. Das muss man so annehmen – Veränderungen brauchen Zeit. Aber ich bin dankbar dafür, dass nun der Moment gekommen ist, an dem das rückwärts gerichtete Denken und das Festhalten an alten Strukturen der Offenheit weicht.

Liebe ist Liebe. Und Liebe gewinnt am Ende immer. Ich bin dankbar dafür. ❤🏳️‍🌈